Content area
Full Text
Neophilologus (2005) 89: 89114 Springer 200580 JAHRE HORSPIEL. DIE ENTWICKLUNG DES GENRES ZU
EINER EIGENSTANDIGEN KUNSTFORMELKE HUWILERUniversiteit van Amsterdam, Plantage Muidergracht 14, 1018 TV AmsterdamAbstract80 years ago radio drama was invented. Today there is widespread agreement among
radio drama theorists and artists that radio drama is an art form in its own right. But a
large number of literary scholars still see the genre as a literary one. This article seeks to
illuminate the reasons for this holding-on to a rather old-fashioned idea in the eld of
literary studies by rst describing the initial developments of the art form in dierent
European countries and then looking more closely at the development of the Horspiel in German speaking countries from 1924 until today. The aim of the article is to
demonstrate that radio drama is an acoustic art form in its own right and to show how
literary scholars can still integrate this art form into their research.In seiner nunmehr 80jahrigen Geschichte hat das Horspiel vielfaltige
Entwicklungen durchgemacht und wurde von verschiedensten Seiten
standig neu etikettiert. In der Literaturwissenschaft vermochte sich
jedoch die Annahme, dass das Horspiel eine literarische Gattung sei,
oder zumindest eine mediale Form von Literatur, bis heute hartnackig
zu halten. Trotz experimentellen Horspiels in den 1970er Jahren und
immer popularer werdender Audio-Art im Zeitalter der digitalen
Medien wird darauf beharrt: noch in der neusten Auage der Grundzuge der Literaturwissenschaft heit es im Artikel zu Literatur und
Medien: Gerade das Konzept eines Rundfunks fur alle bundelte
dabei noch einmal literarische Honungen (gegenuber dem inzwischen
etablierten Film). [] Geblieben ist aber nach dieser Euphorie der
Anfangsjahre letztlich nur das Horspiel als genuin literarisches Genre
im Horfunk.1 Das Horspiel ist laut dieser Auassung eine literarische
Form innerhalb eines anderen Mediums,2 und andere Darstellungen
der Entwicklung von Medien und Literatur folgen dieser Annahme.Selbstverstandlich gibt es als Folge der seit langerem gefuhrten
Auseinandersetzung der (germanistischen) Literaturwissenschaft mit
der aufkommenden Medien- und Kulturwissenschaft eine groe
Anzahl von Forschungen, die von einem dierenzierteren90Horspiel-Verstandnis ausgehen,3 doch ist andererseits ebenfalls festzustellen, dass es auch gegenwartig noch eine sehr traditionelle, auf
Interpretation und Literaturgeschichte als Kernaufgaben gerichtete
(germanistische) Literaturwissenschaft gibt,4 und dass eben immer
noch auch in literaturwissenschaftlichen Forschungen, die die Gebiete
der Medienwissenschaft als eigenstandig anerkennen und teilweise
auch audiovisuelle Kunstformen als...