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RAFFAELE MELLACE, Johann Adolf Hasse, Palermo, L'Epos, 2004, 517 S.
Johann Adolf Hasse (1699-1783) gehört zu denjenigen Komponisten, die nach ihrem Tod in relativ kurzer Zeit fast vollkommen vergessen wurden. Seine Musik, abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen, verschwand nahezu vollständig nicht nur aus den Programmen der Opernhäuser und Kirchen, sondern auch aus dem Bewusstsein der Musiker und des Publikums, wie auch aus dem Blickfeld der musikalischen Forschung. Dies ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass Hasse zu seinen Lebzeiten nicht zu den "kleineren Meistern" gehörte, sondern eine musikalische Persönlichkeit erster Größe, einer der berühmtesten Komponisten Europas war.
Dass sein Schaffen bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts von der Musikwissenschaft vernachlässigt wurde, mag sicherlich zum Teil daran liegen, dass er einer Generation von Musikern angehörte, die, zwischen Bach und Händel und der Wiener Klassik stehend, im Allgemeinen weniger Beachtung als diese fand. Bemessen an seiner Bedeutung für die Musik - vor allem die Opernmusik - des 18. Jahrhunderts, war dieses Desinteresse jedoch geradezu sträflich.
Glücklicherweise ist in der letzten Zeit das Interesse an Hasses Schaffen wiedererwacht. Bezeichnend für diese erfreuliche Entwicklung ist die Wiederaufnahme (seit April 2005) von Cleofide in das Repertoire der Semperoper in Dresden, der Stadt, wo 1731 die glorreiche Premiere dieser Oper gefeiert wurde. Seit dem Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts erschienen zudem mehrere bedeutende Studien zu vielen Teilaspekten von Leben und Werk des Komponisten. Eine wissenschaftliche Edition der wichtigsten Werke des Komponisten wurde in Angriff genommen (Stuttgart, Carus Verlag). Eine umfassende Übersicht über das gesamte Thema auf dem neuesten Stand der Forschung hat jedoch bisher gefehlt. Die hier besprochene Monographie von Raffaele Mellace füllt nun diese Lücke.
Der erste Teil des Buches ist Hasses Leben gewidmet. Darin geht es nicht vorrangig um eine chronologische Abfolge der Ereignisse und Lebensdaten. Der Autor fokussiert seinen Blick eher auf die einzelnen wichtigen Stationen auf dem Lebensweg des Komponisten, Orte seines künsderischen Wirkens. Er beschreibt knapp aber prägnant und mit vielen spannenden Details die jeweiligen Städte, in denen Hasse lebte und wo seine Musik erklang. Sein Hauptinteresse gilt natürlich der musikalisch-kunsderischen Szene, den Menschen und Institutionen, in deren Umfeld sich das Leben des Komponisten abspidte.
So wird zum Beispiel im ersten Kapitel das musikalische Leben Hamburgs um 1715-1720 beschrieben -...