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Paul Fleming, The Pleasures of Abandonment. Jean Paul and the Life of Humor. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2006. 170 pages.
Das Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wutz in Auenthal gehört zu den wohl auch unter Germanisten meistgelesenen Texten Jean Pauls und die Schlusspassage zu den bekanntesten aus Jean Pauls gesamtem Werk: ?[S]o fühlt' ich unser aller Nichts und schwur, ein so unbedeutendes Leben zu verachten, zu verdienen und zu genießen."1 Die Dissertation des amerikanischen Germanisten Paul Fleming, die jetzt auf Englisch bei Königshausen & Neumann erschienen ist, wartet mit der These auf, dass dieser Satz als Motto des Jean Paulschen Gesamtwerks gelesen werden könne (81). Dabei geht es nicht etwa um die biographische Sukzession unterschiedlicher, sich wechselseitig ausschließender Lebenshaltungen, sondern um die sich bedingende, dialektische Verschränkung von Lebensverachtung und Lebensgenuss. Inwiefern hängt Glück von der Verachtung des Lebens ab und inwiefern erlaubt es diese Dialektik, die Metaphysik im Werk Jean Pauls neu zu bewerten? Das ist die Frage, die Fleming an Jean Pauls Werk stellt.
Um sie zu beantworten, ermittelt Fleming in unterschiedlichen Anläufen eine Grundstruktur der Glücksvorstellungen bei Jean Paul. Die ?Pleasures of Abandonment", ?Anticipation" und ?Deception", denen jeweils ein Kapitel eingeräumt wird, zeichnen sich, schon die Kapitelüberschriften lassen das deutlich werden, dadurch aus, paradoxe Glücksvorstellungen zu sein. Denn zunächst, so müsste man ja meinen, sind Gottesverlassenheit und Täuschung eher Gründe für Unglück oder wenigstens für die Reflexion falschen Glücks. Wenn man so möchte, dehnt Fleming die von Jean Paul zunächst nur für seine Idyllen eingeplante Definition des ?Vollglücks in der Beschränkung" auf das Gesamtwerk aus, indem er zeigt, wie bei Jean Paul jegliches Glück nicht nur trotz, sondern auf Grund eines Mangels zu Stande kommt und warum der Befund eines solchen Mangels die Formen des Glücks nicht per se depotenziert. Nur wer sich der Unerreichbarkeit des Unendlichen bewusst ist, kann über seine Endlichkeit vergnügt sein: ?Laughter for Jean Paul does not express derision but a form of empathy or understanding, an understanding for the lack...